Anja Bohnhof

Anja Bohnhof (*1974, Hagen) lebt und arbeitet in Dortmund und Nolland. Nach ihrer fotografischen Ausbildung studierte sie an der Bauhaus-Universität Weimar. Seit 2009 entstanden unter anderem die Serien „books for sale“, „Bahak“ und „Krishak“ in den Straßen Kolkatas und auf den Reisfeldern West-Bengalens. Sie stellen Fragen nach dem gesellschaftlichen Gehalt von Geschichte, Realität und Identität.
Von 2014 bis 2018 arbeitete Anja Bohnhof an einer ihrer komplexesten und aufwendigsten Serien „Tracking Gandhi“, für die sie zahlreiche, für das Leben und Wirken Gandhis wichtige Orte in Indien, Bangladesh, Südafrika und Europa bereiste. Das Projekt resultierte in Ausstellungen und einem umfangreichen Buch. Die Publikation wurde mehrfach ausgezeichnet.
Typosphere, Tables, 2023
Die Serie „Tables“ aus dem Projekt „Typosphere“ zeigt Aufnahmen von Arbeitstischen, die in einem nahegelegenen Studio in Kolkata, Indien fotografiert wurden. Es sind die Arbeitsplätze von sogenannten Pavement Typists, die auf den Bürgersteigen vor Gerichtsgebäuden wie dem High Court ihre Dienste anbieten und mit ihrer Schreibmaschine zum Beispiel Formulare ausfüllen.
Die Maschine, meist ein Modell der Firma Remington, begleitet die Pavement Typists meist schon durch ihren gesamten Berufsalltag, zum Teil bereits 30-40 Jahre. Die Tische, auf denen zudem einige Arbeitsutensilien und persönliche Dinge abgelegt werden, sind meist ebenso in die Jahre gekommen, jedoch immer noch funktional und bilden als analoge Arbeitsmittel weiterhin noch eine wichtige Einkommensgrundlage.
The Last Drop, 2019
Seit 2010 gilt der Zugang zu sauberem Wasser als weltweites Menschenrecht. Dennoch treffen die Folgen von Wasserknappheit besonders die unterpriviligierten Bevölkerungsgruppen. In Indien haben über 160 Millionen Menschen gegenwärtig keinen Zugang zu sauberem Wasser. In 300.000 Dörfern Indiens sind keine Brunnen oder andere Wasserspeichersysteme verfügbar.
Anja Bohnhof suchte zwölf Dörfer im Norden des indischen Bundesstaates West-Bengalen auf und zeigt die Lebensrealität von Frauen und Mädchen, die einzig und allein von der Beschaffung von sauberem Wasser geprägt ist.
KRISHAK – YIELD OF TIME, 2017/18
Der ländliche Raum Indiens ist nicht selten von einer sehr einfachen, nahezu archaischen Lebensweise geprägt. Insbesondere Kleinbauern fehlt der Anschluss an kapital-intensive Ertragssteigerung durch Maschineneinsatz und Düngemittel bzw. Erweiterung ihrer Produktionsbasis über Landerwerb.
In Bengalen, unweit der Millionenstadt Kolkata, trifft Anja Bohnhof auf Bauern und Feldarbeiterinnen, die Reis anbauen und ernten wie vor Hunderten von Jahren. Die Ernte der Reispflanzen und das Dreschen der Rispen wird fast ausschließlich in manueller Arbeit vollzogen. Auf dem Kopf, dem Fahrrad oder Ochsenkarren wird die Ernte auf die Dreschplätze im Dorf getragen und transportiert.
Bahak, 2012
„Bahak“ ist die bengalische Bezeichnung für die Lastenträger, die Anja Bohnhof für diese Serie eindrucksvoller Porträts in Kalkutta fotografierte. Entstanden sind die Werke am Rande der Straßen, über die die Männer ihre Lasten transportieren, in einem improvisierten Fotostudio. Für einen kurzen Moment hielten die Bahaks für die Kamera inne, und so gelang ein Blick auf eine Gruppe von Menschen am unteren Rand der Gesellschaft vollkommen losgelöst von ihrem natürlichen Umfeld.
Tracking Gandhi, 2013-2017
In dieser Serie begibt sich Anja Bohnhof auf die Reise zu den bedeutsamen Schlüsselsituationen in Gandhis privatem und öffentlichem Leben. Es ist eine Reise, die sich von Indien über Afrika bis nach Europa erstreckt.
„Lebenschronologisch geordnete Bilderwelten zeigen einerseits die spannende und keineswegs widerspruchsfreie Lebensreise des Mohandas Karamchand Gandhi auf. Zum anderen visualisieren die Fotografien eine Zeitreise, denn in ihnen wird das den abgebildeten Orten eigene Spannungsverhältnis von Erscheinung in der Gegenwart und historisch-auratischer Aufladung sichtbar.“ Anja Bohnhof
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