Fotografischen Serien
„Thomas Florschuetz‘ Fotografie ist nicht, was sie auf den ersten Blick zu sein scheint. Die Arbeiten liegen wie ein durchsichtiger Vorhang über dem abgebildeten Gegenstand, der durch den ausgewählten Bildausschnitt zwar durchschimmert, aber nie in seiner charakteristischen Erscheinung erkennbar wird. Diese Form der Verschlüsselung des fotografischen Objektes ist das Ergebnis einer Folge von Reduktionen, die zu dem führen, was die Arbeit von Thomas Florschuetz charakterisiert: Es sind aus scheinbar bekannten Objekten gewonnene autonome Bilder (…)“.
(Alexander Klar im Ausst.-Kat. „Assembly“, Museum Wiesbaden, 2013)
(Alexander Klar im Ausst.-Kat. „Assembly“, Museum Wiesbaden, 2013)
Nach den Anfängen, die von einem experimentellen Umgang mit dem eigenen Körper geprägt sind, nimmt Florschuetz nach Mitte der 90er Jahre in seinen meist großformatigen Fotografien Bauwerke, Orchideen, Flugzeuge mit ihren Volumina, ihrer Vielgestaltigkeit und Materialität in den Blick. Florschuetz fotografiert seine Motive in Serien.
Sein konstruktiver und zugleich analysierender und strukturierender Blick zeigt Ausschnitte in teils nur minimal voneinander abweichenden Perspektiven.Die fotografischen Werke von Thomas Florschuetz entfalten ihre Wirkung in erster Linie auf einer ästhetischen Ebene. Seine Arbeit visualisiert grundlegende Aspekte der Bildsprache.
„Wenn die Bilder entstehen, dreht sich alles um Komposition, Balance, Aus- und Eindruck. Die Bedeutung des Motivs, sein Inhalt, wird erst dann evident, wenn sich das Bild durch seine Präsenz, seine ästhetische Qualität ins Bewusstsein des Betrachters gebracht hat.“ (Alexander Klar, s.o.)
Architektur ist ein wiederkehrendes Motiv in seinem Werk. Er beschäftigt sich überwiegend mit Formen moderner Architektur sowie Gebäudekomplexen weltweit, die eine repräsentative Funktion im kulturellen oder politischen Bereich innehaben.
Framing (2019/20)
In dieser Serie beleuchtet Thomas Florschuetz signifikante Architekturelemente des Dominikanerkloster La Tourette bei Lyon, erbaut durch Le Corbusier in den späten 50er Jahren. Die Bildkompositionen sind inspiriert durch die Dynamik und Linien der Bauelemente, Oberflächenstrukturen, Farbgebung und der jeweiligen Lichtsituation innerhalb der Kapellen des Klosters. Besondere Bedeutung kommt dabei den Fensterkonstruktionen und den Oberlichtern in der Decke dieses Gebäudes zu. Minimale Abweichungen der Perspektive führen zu immer wieder neuen, in weiten Teilen abstrakt wirkenden Bildern, deren Architekturbezug in den Hintergrund tritt und nur noch in vereinzelten Bereichen präsent ist. Die Wahrnehmung wechselt dabei zwischen Flächenkomposition und Tiefenwirkung, zwischen abstraktem Bild und einem physisch-räumlichen Empfinden.
Osterspaziergang (2020)
Trotz der streng eingehaltenen, immer gleichen Position der Kamera, offenbaren wechselnde Licht- und Windsituationen mal mehr, mal weniger Informationen des Schildes. Erst bei genauer Betrachtung der einzelnen Aufnahmen wird deutlich, dass das zunächst anonyme Objekt tatsächlich der Wegweiser der staatlichen Museen zu Berlin vor der James Simon Galerie ist, dem Besucherzentrum der Museumsinsel, der zur Zeit der Schließung der Ausstellungsorte im Frühling dieses Jahres provisorisch auf diese Weise verhüllt worden ist.
Projektion (2020)
Wahrnehmung von projiziertem Licht ist die Thematik der neuen Serie von Thomas Florschuetz. Die Werke sind von Lichteinfall und besonders von der Beschaffenheit der Projektionsfläche abhängig. Hierfür fotografiert Thomas Florschuetz das durch die Lamellen einer Jalousie auf eine Gardine fallende Licht. Die Perforationen der Lamellen funktionieren dabei wie Linsen, die das Licht bündeln und auf die dahinterliegende Projektionsfläche – eine Gardine – projizieren. Im Spiel mit Unschärfe und Schärfe, Licht und Schatten, reflektiert Florschuetz den Akt des Fotografierens an sich: das Einfangen von Licht. Gleichzeitig greift er mit diesem Motiv ein Sujet seiner ersten Ausstellung in der Galerie m vor 20 Jahren auf, in der die frühe Serie der Vorhänge zu sehen war.
Jaca (2010)
2010 insziniert Thomas Florschuetz die tropische Frucht Jaca (Jackfruit) aus verschiedenen Blickwinkeln. Die Werke eröffnen ein Spannungsfeld zwischen Vertrautem und Fremdem, der Frucht an sich und ihrer Darstellung.
Die intakte stachelige Außenhaut symbolisiert Wehrhaftigkeit und Schutz, angeschnitte erblickt man das Innere und offenbart gleichzeitig die Verletzlichkeit der Frucht. Die besondere Oberflächenstruktur macht die Jackfruit als plastisches Objekt so spannend, da die Lichtreflexionen Volumen und Form der Frucht scheinbar verändern.
Die intakte stachelige Außenhaut symbolisiert Wehrhaftigkeit und Schutz, angeschnitte erblickt man das Innere und offenbart gleichzeitig die Verletzlichkeit der Frucht. Die besondere Oberflächenstruktur macht die Jackfruit als plastisches Objekt so spannend, da die Lichtreflexionen Volumen und Form der Frucht scheinbar verändern.
Glas, Wasser, Transparenz (1990-2013)
Thomas Florschuetz’ Arbeiten der Serie Glas/Wasser beschäftigen sich mit der Frage, wie Fotografien die Erscheinung von Gegenstände erfassen können. Die Aufnahmen der Serie Glas/Wasser fokussieren ein mit Wasser und teilweise Eiswürfeln gefülltes Glas, an dem Florschuetz, die Phänomene Licht, Farbe, Spiegelung und Reflektion auf technischer und kompositorischer Ebene untersucht.